Zwei beunruhigende Erfahrungen haben mich in Bewegung gehalten, schon 25 Jahre lang. Die eine betrifft den Glauben, die andere die Psychotherapie.
Mit Mitte 20 entdeckte ich den Glauben. Ich begann mit der Bibel zu leben, zu beten und mein Leben mit anderen Christen zu teilen. Ich erfuhr die Liebe Gottes in immer neuen Facetten und versuchte, den Kurs meines Lebens immer mehr von Jesus bestimmen zu lassen. Du kannst dir vorstellen, dass das mein Leben umgekrempelt hat: Gott hat mich zu wunderbaren, tiefen Beziehungen befreit. Ich hatte schon immer viele gute Absichten, Gott aber hat sie so in seine Pläne eingebaut, dass ich nun wirklich positive Spuren im Leben anderer Menschen hinterlassen darf. Vor allem ist mir Gott auf eine geheimnisvolle Weise die wichtigste Bezugsperson geworden. Er ist präsent in meinen Gedanken, meiner Gefühlswelt und meinen Entscheidungen.
Doch das ist nur die Schokoladenseite meines Glaubens. Es gibt Momente, in denen ich so selbstbezogen, ängstlich, gestresst und innerlich leer bin, als hätte ich noch nie von Gott gehört oder als gäbe es ihn nicht. Dann bin ich anstrengend für andere und habe ihnen wohl auch schon geschadet. Wie kann es sein, dass es Bereiche meiner Persönlichkeit und meines Lebens gibt, in denen Gottes Kraft und Liebe ohne Wirkung bleiben? Bei anderen habe ich beobachtet: Ich bin nicht der Einzige, dem es so geht. Das hat mich auf die Suche meines Lebens geführt: Wie lassen sich die Gott-losen Bereiche der Persönlichkeit und des Lebens unter den Einfluss von Gottes Liebe bringen?
Gleichzeitig erlebte ich auf meinem beruflichen Weg, wie viel Gutes eine Psychotherapie bewirken kann. Doch auch hier bemerkte ich bald eine Schattenseite. Selbst wenn Beschwerden wie depressive Symptome verschwunden waren, blieb im Leben einiger Patienten eine Leere: Es fehlte ein Sinn. Es fehlte vor allem eine Liebe, ohne die das Leben anstrengend ist, Beziehungen nicht befriedigen und die Persönlichkeit eine ewige Baustelle bleibt. Nach mancher erfolgreichen Therapie ahnte ich, dass es nicht lange gut gehen kann. Auch das führte mich auf eine Suche, nämlich wie ich Menschen darin begleiten kann, dass sich ihr Glaube vertieft und er sich in ihrem Leben auswirkt.
Seit zehn Jahren fülle ich Zettel, Hefte und neuerdings Notizapps mit meinen Ideen. Ich schrieb in Strandcafés in Südfrankreich, an einem Fjord in Norwegen, an der Weser, auf der Schwäbischen Alb und in vielen Heidelberger Cafés. Doch meine besten, konzentriertesten Momente führten mich nicht weiter. Für den psychologischen Teil fühlte ich mich irgendwann bereit, aber nicht für den spirituellen. Also las ich Bücher über geistliche Begleitung und besuchte Einkehrzeiten im Kloster, auch zwei von Andreas. Mit einfachen Anleitungen führte er uns Teilnehmer in erstaunliche Erfahrungen mit Gott. Das hat mich persönlich sehr weitergebracht. Gleichzeitig hat sich bestätigt, was ich geahnt habe: Ich würde noch lange brauchen, um die nötige Ausbildung und Erfahrung in der geistlichen Begleitung von Menschen zu finden. Doch was wäre, wenn ich jemanden gewinnen könnte, der genau das einbringt?